29.07.2010 Triple Ultra Triathlon - Lensahn (D) WM (IUTA)
11,4 km Schwimmen; 540 km Radfahren; 126 km Laufen
Organisation und Ergebnisse: http://www.triathlonlensahn.de/
Es war wieder so weit. Zum 7 Mal!!! - ja, ich war selber erstaunt - nehme ich daran teil.
Dieses Mal aber reiste ich mit weniger Enthusiasmus an. Ich fühle mich müde und nicht in Wettkampfstimmung. 3 Wochen vorher IM in Kärnten (zwar ohne großer Verausgabung aber doch merkbar) und im Mai die WM im 24 Std Lauf in FRA. Irgendwie bin ich im Rad sehr, sehr wenig vorbereitet und das geht mir nun doch langsam auf den Wecker. (Immer das Gleiche mit mir - Radtraining gegen 0; naja fast- es waren doch 1400 km in dem Jahr)
Hätte ich da kein Startgeld zahlen müssen wäre ich zu Hause geblieben.
Nach einer Nacht im Auto komme ich 2 Tage vorher oben an. Bei meiner Familie aus Lensahn, die mich betreut bin ich gleich wieder in guten Händen. Sie ist eine große Hilfe schon Tage zuvor beim Stellplatzreservieren und Betreuerzeltaufbau (Rad und Lauf separat). Trotz der vielen netten Gesichter die ich dort treffe, will ich einfach nicht richtig in Fahrt kommen. Genieße mehr das Eisessen an der Ostsee und Kuchen mit Tonnen von Schlagobers....... nutzt aber nix, i muas startn.
Schwimmen: Am Fr um 7 Uhr ist es auch nun endlich so weit. Das Schwimmen genieße ich eigentlich immer - 50 m Freibecken. Obwohl ich heuer nie über 55 Min geschwommen bin ist das für mich dennoch leicht knapp über 3 Std zu Schwimmen. Als 3. verlasse ich nach 3 Std 05 Min das Becken. Langsamer als 2009 aber das ist egal - Schwimmen ist im Ultra und Langstreckenbereich fast zu vernachlässigen. (schnellster ist Heiko mit 2:58:41)
Rad: Nun wird es lustig. Mein Vorsprung wird in den nächsten Stunden sehr schrumpfen und von vielen sofort aufgeholt.Da nützt auch mein holländischer "roter Bulle" nichts (das ist mein Rad - Giesela, wie es meine Betreuer getauft haben ist ein "Red Bull")
Das Wetter ist super zum Radfahren. Fast keine Sonne und nicht heiß. Uns quält nur ein starker Seitenwind das ganze Rennen und ca 11 Std lang mit starken Böen. Die ersten 360 km gehen immer recht gut, allerdings langsam. Da gibt es viele die bei mir nur so vorbei donnern - ich muss da fast die Augen schließen, weil ich mich frage was ich da mache. Die werden auch nicht müde in den Beinchen, die manchmal kurz und fest oder auch groß und massig wirken. (wie kann man damit blos fahren? - so schnell auch noch - denke ich)
Wir fahren Runden mit über 8 km. Klingt fad, ist aber ganz toll. So verlieren sich die 50 Starter nicht ganz. Windschatten gibt es da keinen (das ist wirklich anders als beim IM) Es sind immer 3 Streckenfahrzeuge am Kurs. Dh. auf 4 km (keine Runde sondern eine Straße mit U-turn) 3 Fahrzeuge! Langsam kann ich mich in den Wettkampf finden und das werde ich auch müssen, denn schon am frühen Nachmittag drückt die Müdigkeit. Zucker muss her..... alles wieder ok..... um 21 Uhr beginnt es zu dämmern. Die Augen werden müder, die letzten festen Mahlzeiten werde ich bis Mitternacht einnehmen, Kartoffelpür..py.(wie schreibt man das??? mist!) vielleicht so: Püree, Brötchen mit Olivenöl, Kekse..... Powerbar habe ich nur 2! gegessen (in 40 Stunden). (beim IM in Kärnten habe ich am Rad viele davon gegessen (ca 5-6 Stk in 5 Std..... ups..das tat weh beim Laufen und hat mir riesen Probleme bereitet).
Bis Mitternacht ist alles wunderbar gegangen und ich habe viel Freude und Dankbarkeit empfunden. Leider läuft die Zeit weiter und die Windräder sind fast nicht mehr zu sehen. Tagsüber haben die sich gedreht wie die Irren, Nun gehen sie für kurze Zeit in der Dunkelheit schlafen (viele Winderäder werden abgestellt wenn der Strombedarf nicht vorhanden ist). Es kommt dann ein wunderbarer Mond an dessen Anblick man Kraft gewinnt und der nur noch schwache Wind verleiht einem Leichtigkeit. (Dreams please do come true, more true....) irgendwann nach ein paar km, jetzt sind es ca schon 400 die mir der Tacho anzeigt beginnt der Schlaf bei mir zu klopfen. Ich fahre und fahre, aber er ist immer noch hinter mir her. Red Bull (ich meine jetzt nicht meine Freundin Gisela- das Fahrrad) muss herhalten, Cola mit Wasser, Natronwasser, ab 2 Uhr dann der Mp3-player. Die Musik finde ich zwar schrecklich, eigentlich verunreinigt sie die Schönheit und Reinheit der Nacht, aber das Mitsingen und das Schwelgen in irgendwelchen Gefühlen die diese Musik weckt hilft doch wach zu bleiben. Zwischen 3:30 oder 4 Uhr war der Saft aus und der Schlaf drückte nicht mehr sondern schlug mit der Faust zu - buuuum - Sekundenschlaf. Da bricht man am Fahrrad einfach auf den Lenker. Do hob i gschaut! Nix wie heim! Beim Zelt abgestiegen, herum gelaufen. Meine Liege war besetzt- 1 Betreuer schlief dort und so öffnete ich wieder ein Red Bull und rollte weiter über die Landstraße. Jetzt ist es wirklich ein Kampf, nicht nur die Dosierung der Kraft ist nun wichtig, auch der Schalf greift nun voll an und die Psyche und der Kopf schimpfen und lachen abwechselnd. Ich habe hier am öftesten gesagt ich fahre nicht mehr nach Lensahrn....ois tat i net genau wissad doss i eh wida kim....
Der erste ist mit 17:02 Std Radzeit abgestiegen - wia geht des???
Ich bin dann um 8 Uhr mit 21:27 Radzeit zum Laufen gekommen. Platz 10, so gut war ich noch nie.
Lauf: 24 Std 33 Min sind nun um und ich habe noch nicht geschlafen. Auf den letzten Radrunden habe ich mich durch gequält mit der Ausrede ich gehe 15 Min schlafen nach 4 Laufrunden (ca 4 km). Einmal in den Schuhen war der Schlaf weg! Juhu...
Ich habe sicher 20 km Probleme mit dem Aufwärmen. Heute spüre ich die Radbelastung sehr. Ich bin erstaunt, viele Laufen sehr schnell, bei einigen sehe ich aber schon dass das nicht gut geht.... indeed....nach 1 Marathon wird es einige zurück werfen. Auch der als erstes auf die Laufstrecke ging hört nach 2 Marathons auf - komplett zu - seit 20 km geht er nur noch.
Jetzt nach 1 Marathon kommt die Zeit wo sich noch vieles ändern sollte. Der 2 te Marathon ist auch noch ok. aber der 3 te ist immer ein Hammer. Bei mir die letzten 21 km. Bin recht gleichmäßig gelaufen und habe wenig große Probleme gehabt, aber ich bin auch zu langsam gelaufen für mich. Tagsüber habe ich viel Freude mit Kindern an der Strecke die mitlaufen wollen, und auch mein Strohhut sorgt beim Publikum für Sympathie. Beim Laufen esse ich fast nichts, nur Melonen, wenige Kekse, Püree und sonst nur Getränke. Ich habe auch zu wenig getrunken. Auf den letzten 20 km kann ich nicht schneller laufen, da ich sonst mit dem Kreislauf Probleme bekomme.
Als 7/8 mit einer Zeit von 40:46:48 gehe ich mit einem deutschen Freund gemeinsam über die Ziellinie.Es ist bald Mitternacht und habe nun seit 43 Std nichts geschlafen. Nach einer kurzen und mühsamen Dusche komme ich um 1:30 ins Bett (Zelt) und schaffe es nicht mal mich zu zudecken sondern schlafen wärend des Ausziehens im Liegen ein..... um 7 Uhr gehe ich mit einer Freundin an die Ostsee am Strand Frühstücken, nehme ein Bad und werde gegen Mittag helfen meine Sachen und Betreuerzelt weg zu räumen.
Ich bin mit dieser WM sehr zufrieden. Ich muss einfach auch meinen Trainingsaufwand mit einbeziehen dann kann ich zufrieden sein.
Erster und WM wird Adrian Brennwald aus der Schweiz der in der sagenhafenten Zeit von 33:30 das Rennen beendet.2. Kim Greisen (DEN) 36:04 und 3.Jens Laudenbacher (GER) 38:09.
Wie immer nehme ich mir wieder vor: "Im nächsten Jahr werde ich mal richtig Rad trainieren..."
Nach einem Tag Pause und kurzem Bad in der Ostsee fahre ich dann mit dicken Beinen heim. Zum Glück gibt es die Kompressionssocken sonst würde das nochmal so schwer wie schon das Rennen...
love and light
Harald